Prof. Dr. phil. habil. Horst Langer | ||
V. ADDENDA
Unter dem Titel "Stadt oder Land! Nur nicht zu eng die Räume" hat der Greifswalder Literaturhistoriker Prof. Horst Langer dieser Tage Gedichte von Karl Gottlieb Lappe (1773-1843) neu herausgegeben. Nachfolgend stellt er den Dichter vor und erläutert das Anliegen der Ausgabe. Was wissen wir über Karl Gottlieb Lappe? Nach der Herausgabe von Büchern über Bartholomäus Sastrow
(1520-1603) und Sibylla Schwarz (1621-1638) machen Sie mit der Vorlage
des Lappe-Bandes auf einen weiteren Autor aus unserer Region aufmerksam.
Was reizt Sie an dieser Arbeit? Welche Bedeutung hatte der Dichter Lappe in seiner Zeit? Was sind hauptsächliche Themen seiner literarischen Arbeiten? Hatte Lappe einen Blick für die Probleme und Hoffnungen seiner
Zeitgenossen? Wird es weitere Bemühungen um das Werk Lappes geben? (...) So stellte sich die Situation dar, als der Verfasser dieser Zeilen
dem Karl-Lappe-Verlag vorschlug, eine kleine Lesebuch-Anthologie mit ausgewählten
Texten seines Namenspatrons herauszugeben. Grundsätzlich wurden sich
Verlag und Herausgeber schnell einig. Sodann begann der mühevolle
Weg durch die Ebenen. Vor Beginn der Text-Auswahl war es notwendig, Antworten
auf eine Reihe wichtiger Fragen zu suchen, etwa auf diese: Wie konnten
Lappe-Gedichte, und mit ihnen der Autor, dem heutigen Publikum gebührend
nahegebracht, welche Auswahlkriterien sollten zugrundegelegt werden? War
es empfehlenswert, Texte zu präsentieren, die vor allem den Gestaltungs-
und Wirkungsabsichten des Dichters entsprachen und die Aufnahmegewohnheiten
seiner Zeitgenossen berücksichtigten - oder sollte die Auswahl in
erster Linie Erwartungen gegenwärtiger Leser entgegenkommen? Wie
sich schließlich zeigte, war eine Entweder- Oder-Entscheidung nicht
erforderlich. Als wünschenswert und richtig erschien es, eine Sammlung
zu erstellen, die sowohl das Denken und Empfinden Lappes dokumentierte,
als auch heutige Rezipienten ansprechen würde, und zwar nicht
aus Gründen historischer "Pietät", sondern aus aktuellem
Interesse. Insbesondere sollte die Lektüre Vergnügen
bereiten - gemäß dem berühmten Horaz-Motto, literarische
Texte sollten nützen respektive unterhalten (aut prodesse
volunt aut delectare poetae) oder aber Nutzen und Vergnügen
stiften (aut simul et iucunda et idonea dicere vitae; aus: Ars Poetica).
/ Unter den skizzierten Voraussetzungen erschien es legitim, ja zwingend,
auf Gedichte zu verzichten, die für Lappe und seine Zeitgenossen
womöglich von besonderer Bedeutung waren, aber heute vermutlich nur
geringe Aufmerksamkeit finden würden: schwer nachvollziehbarer (Bildungs-)
Bezüge wegen oder deshalb, weil die ihnen innewohnende Emotionalität
für den heutigen Geschmack hier und da etwas übersteigert erschien.
Gelegentlich erwies sich auch die Überlänge von Texten als hinderlich.
/ Die editorische Hauptaufgabe bestand darin, dem Dichter ein guter Dolmetsch
zu sein, das heißt: seine Arbeiten in einer Weise zu präsentieren,
die so viel wie möglich von seiner Persönlichkeit, seinem Wollen,
dem gedanklichen Gewicht seiner Texte, als auch von deren Schönheit
und der literarischen Meisterschaft des Autors vermittelte. Ein weiteres
Auswahlkriterium bestand darin, Gedichte vorzulegen, die Assoziationen
der Leser zu eigenen Erfahrungen ermöglichten, ja provozierten. Von
diesen Prämissen ausgehend, haben Verlag und Herausgeber ein Büchlein
gestaltet, das eine erste aktuelle Annäherung an Karl Lappe versucht.
Wie bereits der Titel andeutet, fußen die in ihm enthaltenen Gedichte
wiederholt auf Impressionen, die der Dichter dem Erleben seiner pommerschen
Heimat, zumal der sie prägenden Natur verdankte. Zugleich stellen
viele Verse darüber hinausweisende allgemeinere religions-philosophische
Fragen nach der Bestimmung des Menschen, dem Sinn des Daseins - oft in
engem Bezug zu Maximen der Aufklärung. Alle entsprechenden Aspekte
finden sich in den Gedichten wieder, die in dem Büchlein versammelt
sind. (...) Zuversichtlich und zurecht sinnierte Lappe gegen Ende seines
Lebens in dem Gedicht "An meine Lieder": Ihr sinkt vielleicht
nicht alle./ Was oben bleibt, ist gut. |
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